Sind Sie ein Vorreiter Ihrer Branche? Eine Einführung in einen viel diskutierten Trend deutscher Führungsetagen: Agile Unternehmenstransition

 

Neue Herausforderungen für Unternehmer

 

Unternehmen aller Größen und Industrien sind in den letzten Jahren vermehrt dabei, Antworten auf die zunehmenden Herausforderungen des Marktes zu finden und versuchen, durch Organisationsanpassungen flexibler, schneller und kundenfokussierter zu werden.  Doch der alte Leitsatz “Structure follows Strategy” verliert mehr und mehr an Bedeutung, wenn er sich derzeit auch noch hartnäckig in Führungsetagen und Managementberatungen hält. Wenn  man die Konsequenz dieses Ansatzes einmal genauer betrachtet, fällt auf, dass die so geschaffene Organisationsstruktur nur eine Antwort auf eine  Momentaufnahme der Unternehmenssituation sein kann. Heutige Marktbedingungen, wie die zunehmende Kundenindividualisierung, sich stetig verkürzende Innovationszyklen, Preisdruck, Digitalisierung und immer neue internationale Wettbewerber fordern eine deutlich höhere Flexibilität als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Der Veränderungsdruck ist für zahlreiche Unternehmen deutlich spürbar, dennoch sind die Strukturen häufig zu unflexibel, um den geforderten permanenten Wandel erfolgreich zu managen. Heute eine Unternehmensstruktur für die nächsten zehn Jahre festzulegen und an den klassischen Modellen der Zusammenarbeit festzuhalten, verwehrt es der Organisation ihr volles Potenzial zu aktivieren und dem kontinuierlichen Veränderungsdruck standzuhalten. Das Management sollte in Richtung einer flexiblen Organisation denken, welche sich mittels einer Vision Entwicklungsziele steckt und passende Strukturen zu deren Erreichung ableitet. Direkten Einfluss auf den Erfolg der Unternehmung haben dabei besonders die definierten Arbeitsweisen, die reine Organisationsform ist nur noch ein Teilaspekt.

 

Agile Arbeitsweisen sind erfolgsentscheidend

 

Aktuelle Studien zeigen, dass sich neben klassischen organisationsbezogenen Themen vor allem die Definition der Zusammenarbeit als erfolgsrelevant erweisen. Sechs maßgebliche Faktoren wurden für die Neuorganisation von Unternehmen identifiziert: Agile Strukturen und Methodiken, eine sinnvolle Bündelung von Kompetenzen in Corporate Centern und Shared Services, klar definierte Verantwortungs- und GuV-Zuordnungen, flache hierarchische Strukturen mit Markt- und Kundenfokussierung sowie eine ausgeprägte Kooperationskultur im Unternehmen. Besonders agile Arbeitsweisen stellten sich als größter Hebel für wirtschaftlichen Erfolg heraus: Agile Firmen erzielen bis zu fünfmal häufiger höhere Margen sowie stärkeres Wachstum als der Marktdurchschnitt, über 40 % der Unternehmen zeichnen sich durch ein überdurchschnittliches Ergebnis aus. Starr organisierte Wettbewerber entwickelten sich im Vergleich in der Hälfte der Fälle unterdurchschnittlich zum Markt (Quelle: BCG-Studie 2017). Dabei genügt es nicht, alleinig agile Arbeitsweisen wie Scrum oder Kanban in der Produktentwicklung einzuführen. Für nachhaltigen Erfolg ist die Verankerung agiler Prinzipien in der gesamten Organisation vonnöten, z.B. in Führungsmodellen oder Personalprozessen. Darüberhinaus konnten Firmen, welche agile Methoden zum festen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur gemacht haben, die anderen fünf Faktoren leichter und erfolgreicher implementieren und damit ihre Erfolgschancen im Markt zusätzlich erhöhen.

 

Agile Transition als holistischer Ansatz

 

Damit eine agile Unternehmenstransformation von Erfolg gekrönt sein kann, sollte sie vor allem einen entsprechenden Zeithorizont haben. Dabei reicht es nicht, konzeptionelle Papiere zu erstellen und diese zum Stichtag als neue Organisationsstruktur zu kommunizieren. Agil bedeutet eine Vielzahl von Änderungen im Skill Set Ihrer Mitarbeiter und reicht weit über eine reine Neuorganisation von Personen und Abteilungen hinaus. Prozesse, Rollen und Verantwortlichkeiten, Entscheidungsstrukturen, KPIs und Führungsmodelle müssen überdacht und angepasst werden, um nur einige Punkte anzusprechen. Veränderung lässt sich weder delegieren noch verordnen. Eine solche Veränderung benötigt wie jede Transformation Zeit und muss mittels eines abgestimmten Change Managements begleitet werden. 

 

Agile Transition ist ein kontinuierlicher Prozess

 

Der Start eines solchen Vorhabens sollte immer in der Führungsetage liegen. Hier soll nicht nur Akzeptanz sondern Begeisterung für die Vorteile und sich ergebenden Chancen geschaffen werden. Die Kommunikation in die Organisation erfolgt ab diesem Zeitpunkt, um alle Mitarbeiter schon zu Beginn der Reise mitzunehmen. 

Erste Praxiserfahrung sammelt die Unternehmung im Anschluss durch die Einführung der agilen Methodiken innerhalb eines Pilotprojekts, etwa in der Produktentwicklung. Die hier erzielten Erfolge werden als ‘Leuchtturm' im Unternehmen kommuniziert, um sukzessive Akzeptanz und Interesse herzustellen. Dabei geht es vor allem darum, verbleibende Kritiker in den eigenen Reihen - vom Teammitglied bis hin zum Management - durch Ergebnisse zu überzeugen. Aufbauend auf ersten Erfahrungswerten und unternehmensindividuellen Anpassungen kann die Arbeitsweise in weiteren Piloten ausgerollt und skaliert werden, zeitgleich mit entsprechenden Trainings der betroffenen Mitarbeiter und Führungskräfte. Diese Vorbereitungen münden in der Agilisierung ganzer Wertschöpfungsketten und schließlich der gesamten Organisation. 

Durch dieses schrittweise Vorgehen kann sich das Unternehmen auf die neuen Arbeitsmodelle und Denkweisen einstellen und anpassen. Das Umstellungsrisiko wird reduziert und es bietet sich genügend Zeit, um die individuelle Passung der agilen Struktur zur Unternehmensvision zu gewährleisten. 

 

Agil ist mehr als eine Lehrbuch-Methode

 

Diese Zeit ist wichtig, denn obwohl agil besonders auf die Werte Kundenfokus, Zusammenarbeit und verbesserte Kommunikation, Innovation und Eigenverantwortung baut, brauchen die Mitarbeiter Zeit, dieses konträre Konzept zu verstehen, zu akzeptieren und zu adaptieren. Vermutlich liegt hier eine der ursächlichen Fehlerquellen für das Scheitern agiler Transformationen im Markt. Lassen Sie ‘Agil' zur Normalität werden, wie das z.B. der Vorreiter Saab Aeronautics im schwedischen Markt demonstriert. 

Zusätzlich sollte bedacht werden, dass 'Agil' als Modell verstanden werden muss und immer individuelle Anpassungen benötigt. Eine reine Umsetzung der Methodiken nach Lehrbuch wird wenig erfolgversprechend sein, wie einige Unternehmen momentan erfahren müssen. Agil wird als neues Ziel ausgegeben und soll von einigen wenigen geschulten Entwicklungsmitarbeitern in die gesamten Prozesse ausgerollt werden. Dabei scheitern sie oft bereits kurz nach Beginn an drei Punkten: 1. Sie bekommen kaum Rückhalt seitens der Führungskraft - Impediments werden nicht beseitigt 2. die Organisation ringsum ändert sich nicht - Strukturen und Abläufe passen nicht zusammen 3. bei den ersten Problemen im agilen Projekt wird wieder auf klassische Projektmanagementmethoden zurückgegriffen - es kann keine Entwicklung stattfinden. Häufig werden auch Mischformen der Methodiken entwickelt. Damit werden zwar bereits sichtbare Erfolge erzielt, allerdings vergeben sich die Teams weiterhin Potenziale und kreieren zusätzliche Reibungspunkte innerhalb der Organisation. Jede Transition ist so individuell wie das durchführende Unternehmen. Es gibt keine allgemeingültigen Blueprints.

 

Wir stehen Ihnen mit unserer langjährigen Erfahrung gern zur Seite

 

Sie haben schon einmal mit dem Gedanken gespielt, agile Methoden in Ihrem Unternehmen zu verankern? Sie möchten mehr über die Möglichkeiten und Potenziale der agilen Transition erfahren? Wir freuen uns auf einen ersten persönlichen Austausch mit Ihnen und beraten Sie gern hinsichtlich möglicher Vorgehensweisen für Ihre individuelle Aufgabenstellung. Dabei stehen wir Ihnen während des gesamten Prozesses zur Seite - angefangen bei der Entscheidungsfindung im Management über erste Trainings und Pilotprojekte bis hin zur  Gesamtagilisierung und entsprechenden Anpassung Ihrer Aufbauorganisation. Wir freuen uns von Ihnen zu hören! 

 

 

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